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Fritz Pleitgen war neun Jahre alt, ein Steppke, als der große
FC Schalke 04 in seinem Heimatdorf vorbeischaute. Der
Club aus Gelsenkirchen kam zu einem Freundschaftsspiel
ins westfälische Bünde. Als Antrittsgage erhielten die
Schalker Eier, Speck und Zigarren – in der Nachkriegszeit
die übliche Währung. Der kleine Fritz stand als Zuschauer
am Rand. „Ich kann mich noch gut erinnern, wie uns Namen
wie Kalwitzki und Tibulski faszinierten. Wir identifizierten
uns mit Spielern, die wir nie sahen, aber deren Namen
wir uns mit Wonne zulegten, weil sie so schön exotisch
klangen: Rachuba, Kelbassa, Kasperski, Niepieklo, Schan-
ko oder Kwiatkowski. So kam die Migration auch zu uns.“,
erinnerte sich der langjährige ARD-Intendant und Kurator
der DFB-Kulturstiftung bei der Eröffnung der Ausstellung
„Von Kuzorra bis Özil – Die Geschichte von Fußball und
Migration im Ruhrgebiet“.
Fußball, Kohle und Maloche:
Der Pott als „Schmelztiegel“
Pleitgens Besuch in der Zeche „Hannover“ war für ihn
selbst eben auch eine Reise in die Vergangenheit. Hier,
am Rande von Bochum, wo heute das Westfälische Lan-
desmuseum für Industriekultur beheimatet ist, fuhren bis
1973 Generationen von Bergleuten unter Tage. Im trutzigen
Backsteinbau des ehemaligen Maschinenraums ist die Aus-
stellung untergebracht. Ein Ort mit Symbolkraft. „Fußball
und Migration“, so Pleitgen bei seiner Eröffnungsrede,
„haben nach Kohle und Stahl das Leben im alten Ruhrge-
biet am meisten geprägt. Kohle und Stahl haben längst den
Rückzug angetreten. Das Ruhrgebiet wird sich mehr und
mehr wandeln, geprägt sein von Dienstleistungen aller Art
und – wie bisher – von Fußball und Migration.“
Der Fußball, ein Migrant
Die Geschichte des FuSSballs im Ruhrgebiet lässt sich auch als regionale Wirtschafts- und
Sozialgeschichte lesen. Kohle, Stahl und Einwanderung sind zentrale Kapitel ihrer Chronik.
Unter dem Titel „Von Kuzorra bis Özil“ hat das LWL-Industriemuseum nun erstmals das Ver-
hältnis von FuSSball und Migration dargestellt. Entstanden ist eine integrationspolitisch
hochaktuelle Ausstellung.




