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Holocaustüberlebende hier. Einige finden die Kraft des Er-
zählens, auch wenn es sie, wie Zvi Cohen, jedes Mal von
neuem aufwühlt, das Erlittene zu vergegenwärtigen. „Zwei
Ziele treiben mich an“, richtet er einen Appell an die Mann-
schaft: „Ein Ziel ist euer Verstand, das zweite euer Herz.“
Die junge Generation, insbesondere als Nationalspieler und
Botschafter eines Landes, halte Deutschland in den Händen.
„Wenn man weiß, was passieren kann und wie es passiert ist,
seid ihr diejenigen, die im Stande sind, so etwas in Zukunft
zu verhindern.“
Wissen, was passiert ist. Die U18-Nationalmannschaft
kommt jeden Dezember zum Fußballspielen nach Israel.
Vier-Länder-Turnier, drei Spiele, Training. Und mehr. Seit
2008 haben mehr als 150 junge Nationalspielerinnen und
Nationalspieler Israel besucht. Gekickt, gelernt, sich mit
Land und Leuten beschäftigt und mit der Vergangenheit.
Die DFB-Kulturstiftung organisiert ein historisches Begleit-
programm, Vorträge, Handreichungen, Besuche. Morgen
folgt das Spiel gegen die israelischen Altersgenossen, mit
denen sie dann, am freien Mittwoch, gemeinsam die Ho-
locaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem besuchen.
„Begegnungen zwischen Israel und Deutschland sind wich-
tig“, sagt Dr. Rainer Koch, 1. DFB-Vizepräsident und Leiter
einer begleitenden Delegation, als die Spieler Kränze am
Denkmal für Janusz Korczak niederlegen, „Die Reise nach
Israel bietet unseren Junioren-Nationalspielern wertvolle
Erfahrungen für ihre persönliche Entwicklung.“
Fußball – „Ablenkung im
Wartesaal auf dem Weg
zur Hölle“
Theresienstadt, 23. Juni 2015. U21-Europameisterschaft in
der Tschechischen Republik. Dort, wohin der junge Zvi und
seine Eltern deportiert wurden, erläutert heute der Histo-
riker Stefan Zwicker im Auftrag der Stiftung der U21-Ver-
tretung um Sportdirektor Hansi Flick die Geschichte des
Schauplatzes. Ab 1941 war das Lager eine Durchgangsstation
in die östlichen Vernichtungslager. Von den 157.000 hierher
deportierten Juden erlebten nur 4.136 die Befreiung.
Fussball und
gesellschaft
Die U18-Nationalspieler in der Gedenkstätte Yad Vashem (oben)
und im Gespräch mit Delegationsleiter Dr. Rainer Koch (links)