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Sportgeschichte in Comicform.
Die JEWISH ALLSTARS laufen auf!
als künstlerische ergänzung und vertiefung der ausstellung „zwischen erfolg und verfolgung“ vom
27.07. – 05.08. auf dem berliner Washingtonplatz initiierte und finanzierte die dFb-Kulturstiftung gemein-
sam mit der beauftragten der bundesregierung für Kultur und medien das Kartenset JeWiSh allSTarS.
der von Stephan Felsberg und Tim Köhler vom institut für angewandte geschichte in Frankfurt/oder he-
rausgegebene Kartensatz trägt die künstlerische handschrift des illustrators Thomas gronle. er hat
die 17 jüdischen Sportlerinnen und Sportler auf grundlage von originalfotos portraitiert und zeigt sie
im moment ihres erfolgs. die Kurztexte auf den rückseiten thematisieren oft die „Kehrseite der me-
daille“ – die verfolgung. zudem setzt die kompakte, 58-seitige begleitpublikation von Sporthistori-
ker hans Joachim Teichler die geschichte jüdischer athletinnen und athleten zwischen Kaiserreich
und nationalsozialismus in den Kontext ihrer zeit. Sie beleuchtet den Sport in seiner umkehr von einer
„integrationsmaschine“ zum ausschlussinstrument ab 1933.
die ungewöhnliche publikation zwischen
Sportgeschichte, politischer bildung und
comickunst kann über die bundeszen-
trale für politische bildung gegen einen
unkostenbeitrag von 1,50 € bestellt werden.
Nelly Neppach
1898 – 1933
genommen, weil sie mit der vermeintlichen körperlichen
minderwertigkeit der Juden ein beliebtes antisemitisches
Stereotyp der Weimarer republik widerlegen.
Trotz dieser interessanten (sport-)historischen Fakten ist
die Wirkung der ausstellung natürlich auch und vor allem
eine aktuelle: „dass 70 Jahre nach dem holocaust mitten
in berlin jüdische europäer Sport treiben und feiern kön-
nen, ist ein starkes zeichen“, freut sich Teichler: „und auch
das jüdische ,dream-Team‘, das nach vertreibung und ver-
folgung virtuell im herzen der Stadt aufläuft, steht dieser
Stadt und diesem land gut zu gesicht.“ nach dem abbau
der Figuren auf dem berliner Washingtonplatz und einer
Stippvisite auf dem berliner olympiagelände bis Januar
2016 sucht er mit den Förderpartnern, u. a. der Stiftung er-
innerung, verantwortung zukunft (evz) und der deutsche
bahn Stiftung, ein nachnutzungskonzept. Fortsetzung also
nicht ausgeschlossen, vielleicht schon bald auf anderen
plätzen der republik.