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Wappen migrantisch geprägter vereine - unter anderem
von genc osman duisburg, croatia mülheim und polonia
bottrop. zeugnis zahlreicher migrantischer vereinsgrün-
dungen der 60er- bis 80er-Jahre, die sich unter den kriti-
schen augen der Fußballverbände zunächst eher zu sepa-
rieren als zu integrieren schienen. „Wir kommen ja beide
vom Fußballplatz und haben erlebt, dass er ein brennglas
der gesellschaft ist“, sagt daniel huhn, und präsentiert in
der ausstellung auch sogenannte „gastarbeiterpokale“, um
die die neu gegründeten Teams zunächst spielten. erst ab
der Saison 1971/72 ließ der Westdeutsche Fußballverband
erstmals ausländer als selbstständige mannschaften zum
Spielbetrieb zu.
heute, so metzger, sind die migrantischen Fußballvereine
fester bestandteil des ruhrgebietsfußballs, nicht nur die
mehr als 50 türkisch geprägten vereine. auch in vielen
„Traditionsclubs“ spielen migranten heute als Spieler,
zuschauer oder ehrenamtliche mitarbeiter eine wichtige
rolle. der Fußball als gesellschaftlicher Spiegel eines ein-
wanderungslandes. metzger sieht das vereinsheim trotz
nach wie vor bestehender Konflikte heute als wichtigen
ähnliche biografien finden sich auf den Sportplätzen hier
seit Jahrzehnten. nachdem der Fc Schalke zwischen 1934
und 1942 sechs meisterschaften mit seinen „ruhrpolni-
schen“ Spielern gewann, deren namen eine generation
von Steppkes wie Fritz pleitgen so faszinierten, folgten nach
1945 erst die Kriegsflüchtlinge und später die „gastarbeiter“
aus Südosteuropa. Kohle, Stahl und Fußball bewährten sich
noch bis in die 80er-Jahre als die großen integrations-
motoren im pott. mit erdal Keser lief in den 80er-Jahren
der erste türkische Spieler für borussia dortmund auf.
ilkay gündogan, gelsenkirchener der nächsten genera-
tion türkischer einwanderer, jubeln heute nicht nur die
borussia-anhänger, sondern auch die Fans der deutschen
nationalmannschaft zu. „aus der generation Kuzorra ist
längst die generation Özil und gündogan geworden“, be-
schreibt pleitgen Wandel und Kontinuität.
aber auch die amateure kommen in der ausstellung nicht
zu kurz. denn so reibungslos wie die Weltmeistermann-
schaft mit Khedira, boateng und Özil glauben lassen
mag, verlief und verläuft die integration im Fußballverein
über Jahrzehnte nicht. den eingangsbereich schmücken
Migration und Fußball –
ein Jahrhundert Gesellschaftsgeschichte
1900
auf einem
Erinnerungsblatt
präsentiert der
Rasensportverein
1927 Herne-Holthausen
stolz die Spieler seiner gründermann-
schaft. zehn der 14 abgebildeten Spieler tragen polnische nach-
namen wie Skudlarski, maczkowiak oder olejniczak. Sie stammen
meistenteils aus den damaligen preußischen ostprovinzen und
malochen auf den umliegenden zechen „mone-cenis“ und „Teuto-
burgia“. eine reproduktion des erinnerungsblattes hängt bis heute
im vereinsheim, das von den nachkommen der gründergeneration
geführt wird.